Das Beispiel, das wir als Lehrer abgeben müssen
Der Brief einiger Lehrer an die Zeitung „Corriere della Sera“ nach der weiteren Verschiebung des Präsenzunterrichts. Sie erzählen, was sie gerade erleben: die Mühe, aber auch die Möglichkeit einer Hoffnung für das Land (und für jedes Land).Die unerwartete Verschiebung der Wiedereröffnung der Oberstufe nach den Weihnachtsferien beunruhigt Lehrpersonen und Schüler gleichermaßen. Der Fernunterricht ließ bereits existierende Probleme verstärkt zu Tage treten: Desinteresse, Demotivation und sogar das Risiko des Schulabbruchs.
Niemand zweifelt daran, dass eine Rückkehr zum Präsenzunterricht entscheidend sein kann; darin wird aber nicht die Lösung der Probleme bestehen, die die Schulschließung ins Licht rückte. Als Lehrer möchten wir erstens zugeben, dass wir ähnliche Schwierigkeiten wie unsere Jugendlichen erleben: Angst vor der Ansteckung, Verlust der sozialen Kontakte, Abflachung der Sehnsucht. Wie kann man einem Schüler gegenüberstehen, der einen Verwandten wegen der Epidemie verlor, oder den Schulbesuch unterbrach, weil er sich von Trägheit und Desinteresse überwältigen ließ? Jeder von uns musste zu einer Lebenserfahrung zurückkehren, die es ermöglicht, mit einem vor Hoffnung strahlenden Gesicht zu unterrichten. Pasolinis Behauptung erweist sich als aktueller denn je: „Hätte dich jemand erzogen, hätte er es durch das Sein, nicht durch das Reden gemacht“. Im Präsenz- oder Fernunterricht ist es unser Dasein, das für die Unruhe oder das Desinteresse der Schüler eine Herausforderung bieten kann.
Somit kehrt das Lehren zu seiner ursprünglichen Schönheit zurück, nämlich die Freiheit des Lehrers im Dialog durch die alltäglichen Inhalte mit der Freiheit der Schüler. Dies passierte etwa einer Lehrerin, die ein Gespräch über den Sinn des Lebens unter ihren Schülern mithörte. „In eurem Alter hatte ich dieselbe Frage, und als der Sinn des Lebens an meiner Tür anklopfte, machte ich ihm auf. Der Sinn des Lebens wird euch besuchen kommen, das versichere ich euch“. Eine Stille entsteht, die sogar im virtuellen Klassenraum spürbar ist, und der Unterricht geht weiter, aber die Gesichter der Lehrerin und der Schüler sind anders. Oder beim letzten Unterricht vor den Ferien: Die Videos schalten sich aus und gleich nachher wieder ein, sie zeigen viele handgeschriebene „Danke, Prof!“ auf Papierzetteln. Die Lehrerin ist berührt. „Warum?“. „Weil Sie in dieser mühevollen Zeit 100% gegeben haben, Sie hätten das auch anders machen können… und Sie haben uns immer zugehört“. Wir sind gewiss, dass aus diesen Funken die Energie kommen wird, um die anstrengende Situation der Gegenwart anzugehen und unser Land wieder aufzubauen. Die Jugendlichen können es schon heute lernen, indem sie Lehrer sehen, die unbezwingbar das kommunizieren, was uns Hoffnung und Gewissheit der Positivität des Lebens gibt.
Francesco Barberis, Pierluigi Banna, Francesca Zanelli, Andrea Mencarelli, Tommaso Montorfano, Simone Invernizzi, Angela Frati, Alessandra Brambilla, Alfonso Ruggiero
Lehrer und Erzieher von Comunione e Liberazione