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Trotz meines wütenden "Ja"

In unerwünschten Aufgaben entdeckt eine Lehrerin die Möglichkeit, Gottes Ruf zu erkennen und ihm zu folgen. Ein Zeugnis aus Wien.

Für ein paar Jahre habe ich an einer Schule unterrichtet, die ungefähr eine Stunde von zu Hause entfernt war. Deshalb habe ich beschlossen, etwas zu ändern, und mich an einer näher gelegenen Schule beworben. Als mir der Platz an der neuen Schule zugewiesen wurde, war ich überglücklich und dachte mir, dass das Leben endlich einfacher werden würde, weil ich nicht mehr so lange fahren musste.

Aber die erste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten: Schon vor dem Ende des letzten Schuljahres wurde mir mitgeteilt, dass ich an der neuen Schule Klassenvorstand werden würde. Diese Nachricht versetzte mich in Panik. Warum musste mir das jetzt passieren? Endlich hätte ich ein ruhigeres Leben führen können, und nun musste ich meine geliebte Komfortzone verlassen, um Klassenvorstand zu werden, mit all der damit verbundenen Arbeit und Verantwortung! Ich konnte diese Entscheidung des Direktors nicht akzeptieren, und obendrein erlebte ich die heiß ersehnten Sommerferien mit Anspannung und innerem Rückzug.

Ich sprach mit meinem Bruder darüber, der mir einen Text von Giussani schickte, in dem es um das „Ja“ Mariens ging: Wenn dieses junge Mädchen nicht „Ja“ gesagt hätte, wäre all das, was in der Welt geschehen ist, der Sinn der Welt selbst, nicht nach Gottes Plan verwirklicht worden. … So öffnet sich unser Leben jeden Morgen dieser Möglichkeit der Freiheit: dass wir „Ja“ zu Gott in den Umständen sagen, die uns als nichts erscheinen, so wie auch Maria für die ganze Welt als nichts erschien, obwohl „alle Generationen sie seligpreisen werden“. Auch wir, durch die täglichen Umstände, die uns in ihrer Unmittelbarkeit sinnlos oder nichtig erscheinen (ich würde noch hinzufügen, auch furchterregend, beängstigend), können mit unserer Freiheit „Ja“ zu Gott sagen, für den kein Blatt vom Baum fällt, das er nicht will, für den kein Augenblick des Menschen oder der Welt ohne Auswirkung auf den Gesamtsinn ist. Wenn wir die Intensität dieses Hauchs in den banalen Umständen des Alltags lebten, wäre unser Leben innerlich glücklicher. Das hat mir Gänsehaut bereitet, und ich sagte mir, dass es eine Gelegenheit wäre, als Klassenvorstand Jesus in den Umständen zu begegnen.

Doch die Überraschungen an der neuen Schule hörten nicht auf. Als der Unterricht begann, teilte man mir die Fächer mit, die ich unterrichten sollte: Neben Englisch, das ich immer unterrichtet habe, bekam ich Buchhaltung zugewiesen (schrecklich, weil ich es weder kann noch mag!), Kochen (mag ich, aber habe es noch nie unterrichtet), Turnen!!! (wie ist das möglich? Wie kann man jemand, der keine Ahnung davon hat, Turnen beibringen?) und Deutsch!!, also Deutsch für Muttersprachler, obwohl ich Deutsch als Fremdsprache studiert und unterrichtet habe! Die Tage nach dieser Nachricht waren furchtbar, voller Nervosität, Wut auf alle und alles, die sich dann auch auf meine Familie ausbreitete, und Entmutigung, auch weil ich nun wirklich meine ruhigen Tage vergessen musste. Kurz gesagt, ich hatte die Worte von Giussani vergessen und mich wieder in meine Angst und negative Vorurteile gegenüber den Umständen gestürzt. Natürlich habe ich mich dann zusammengerissen.

Eines Tages hielt mich während der Pause ein Mädchen aus meiner Klasse auf und sagte: „Frau Lehrerin, Sie wissen nicht, wie glücklich ich bin, dass Sie unsere Klassenvorstand sind und dass wir so viele Stunden mit Ihnen haben (darunter auch Turnen, Deutsch, Englisch…)! Sie sind anders als die anderen Lehrer, Sie sind freundlich und haben immer ein Lächeln für uns.“ Diese Freundlichkeit und dieses Lächeln kamen sicherlich nicht von mir, denn innerlich sah das Gefühl definitiv anders aus.“ Das hat mein Herz erfüllt, und als ich es meinem Vater erzählte, sagte er: „Siehst du, das ist eine Umarmung, die Gott dir geben will". Trotz meiner Vorurteile und meines „Nein“ oder meines wütenden „Ja“ ist Gott bei mir und zeigt sich durch meine Schüler. Das ist definitiv eine Gelegenheit, die Beziehung zu ihnen und auch zu Gott zu vertiefen.