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„Er war mit uns auf den Pisten“

Zwei Jugendliche erzählen von der Begegnung mit Jesus durch GS: „Es gibt mehr als den Alltag, wie ich ihn kannte, etwas viel Wichtigeres, was ich und vielleicht auch noch viele andere unbewusst suchen: Gott und die Freundschaften, die uns zu ihm führen“.
Paola Franchi

Seit etwa einem Jahr trifft sich in Wien eine kleine Jugendgruppe, die es früher nicht gab. Pater Giorgio Ghigo hat sie dazu eingeladen, gemeinsam zu kochen, singen, spielen und vor allem eine Freundschaft zu vertiefen, in der es Platz für alle Fragen gibt. Zu Jahresbeginn sind sie zum zweiten Mal zu den Winterferien von GS nach Deutschland gefahren.

„Vor einem Jahr war ich ziemlich orientierungslos in meinem Glauben“ erzählt Francesco, 14 Jahre alt. „Ich hatte viele Zweifel und mir war nicht klar, was mir Gott bringen soll, oder warum ich mich mit etwas befassen sollte, was mit meiner Logik nicht zu vereinbaren war. Als P. Giorgio zum ersten Mal meinen Bruder und mich zu dieser Skifreizeit in Deutschland mit vielen anderen Jugendlichen eingeladen hat, wussten wir beide nicht, was uns dort erwarten würde.

Aber schon nach dem ersten Tag war mir klar: Eine solche Gesellschaft hatte ich noch nie zuvor genießen dürfen. Mit keinem einzigen Lüftchen Langeweile oder Trübseligkeit war das Haus gefüllt; Enthusiasmus, Freundschaft und Interesse dirigierten das Orchester der Jugendlichen. Wir thematisierten die Berufung und dass man sie vor allem durch Wegbegleiter - Freunde, Familie, Gesellschaft - findet. Es wurde mir vor allem bewusst, dass es mehr gibt als den Alltag, wie ich ihn kannte, etwas viel Wichtigeres, was ich und vielleicht auch noch viele andere unbewusst suchen: Gott und die Freundschaften, die uns zu ihm führen. Ich erkannte mein wahres Ich und wie schön es war, diesen Mantel der Verstellung und des „falschen Ichs“ abzulegen, den ich vor allem in der Schule gerne anzuziehen pflegte.

Doch kaum war ich wieder in meinem gewohnten Alltag, da zog ich mir wieder dieses falsche Ich über. Was ich in der Skifreizeit erlebt hatte, schien eine etwas andere Welt zu sein, und was mich dort so fasziniert hatte, das war in den Hintergrund gerutscht.
Allerdings waren auch dieses Jahr Winterferien und mein Bruder und ich konnten es kaum erwarten, nach Deutschland aufzubrechen. Tatsächlich: Dieselben, aber auch neue Gesichter empfingen uns glücklich. Es war unbeschreiblich schön, die Kraft dieser Gemeinschaft war wirklich besonders. Ich kann diese Erfahrungen nicht einfach in der Vergangenheit liegen lassen, das Wort Gottes in der Kirche vergessen: Ich möchte es in mein Leben miteinbeziehen, diese Freude auch in meinem Alltag leben.

„Meine Erfahrung mit GS möchte ich gern mit der Geschichte von Jesus und den Jüngern vergleichen“ ergänzt Lorenzo, 16 Jahre alt. „Schon beim ersten Treffen merkt man eine gewisse Vertrautheit, welche die Jünger im Gespräch mit Jesus spüren. Sie folgen ihm und nach vielen Erlebnissen merken sie, dass sie in ihm einen wunderbaren Freund gefunden haben, ja den Retter, den die ganze Welt gespannt erwartet.

Als wir in der Jugendherberge für den Skiurlaub ankamen und viele neue Gesichter trafen, waren wir am Anfang etwas zurückhaltend. Doch mit der Zeit und mit den Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählten, kam auch ein gewisses Gefühl der Vertrautheit und der tiefen Freundschaft. Die Gespräche hatten sich vertieft und wir kratzen nicht nur an der Oberfläche. Das ist ja, was eine wichtige Freundschaft ausmacht. Nach nicht einmal vier Tagen, die wir zusammen verbracht haben, fühlte es sich so an, als kannte man die anderen schon ewig!

Erst im Nachhinein habe ich bemerkt, dass mir eigentlich schon etwas gefehlt hatte, obwohl alles in meinem Leben scheinbar in Ordnung war: den Ort, an dem Fragen und Zweifel selbstverständlich sind, Jesus ständig im Zentrum unseres Lebens ist und man seine Liebe durchgehend spürt. Er war Teil dieser Freizeit, einer, der mit uns zusammen gesungen hat, einer unserer vielen Freunde, der zusammen mit uns auf den Pisten war, auch wenn wir das vielleicht nur unbewusst wahrgenommen haben.

Zum Beispiel haben wir einen ganzen Tag für eine besondere Person zum Geburtstag gesungen. Keiner wollte mehr aufhören zu feiern und diese Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen! In diesem Moment realisierte ich: Jeder Mensch ist einzigartig und zum Lieben bestimmt. Jeder von uns, mich eingeschlossen, hat ein verstecktes Loch im Herzen, das man nur durch neue Erfahrungen der Liebe Gottes und mit der Hilfe von anderen Menschen füllen kann.

Das ist auch der Grund, warum wir immer noch mit ein paar Leuten engen Kontakt haben und uns regelmäßig online per Zoom sehen, sogar gemeinsam beten, obwohl wir über ganz Europa verstreut wohnen.“

Die Gruppe trifft sich in Wien weiter und hat angefagen, Texte von Don Giussani gemeinsam zu lesen. Das Abenteuer hat erst begonnen.

Für nähere Infos: g.ghigo@sancarlo.org