„Hat uns je einer etwas versprochen? Und warum warten wir dann?“
Bei den Ferien mit CLU-Studenten findet eine Studentin eine neue Nähe mit Gott und entdeckt die Wichtigkeit dieser Beziehungen.Diese Worte von Cesare Pavese begleiteten eine Gruppe von zehn jungen Studenten des CLU (der Studierendenorganisation von Comunione e Liberazione) aus Österreich, die von Pater Giorgio und Pater Christoph in den Sommerferien begleitet wurden. Am 4. Juli brachen sie auf, einige aus Wien, andere aus Italien, in die kleine Stadt Entracque in der Provinz Cuneo im Piemont, wo Pater Giorgio sie im Sommerhaus seiner Familie willkommen hieß.
Beginnen wir am Anfang: Während des Aperitifs am ersten Abend beschlossen wir scherzhaft, dass das Motto des Urlaubs „Keine Kontrolle“ lauten würde und was zunächst ein einfacher Scherz war, wurde für mich zu einem Leitmotiv dieses Urlaubs. Als neu angekommene Erasmus-Studentin in Wien hatte ich das Glück, die CLU-Gruppe kennenzulernen und am Seminar der Gemeinschaft teilzunehmen. Damals wusste ich noch gar nichts über diese Gemeinschaft, aber innerhalb weniger Wochen wurde sie zu meiner „Familie“ und brachte mich sanft zur Liebe Gottes zurück, dem ich schon vor Jahren den Rücken gekehrt hatte. Ich kam also mit einem starken spirituellen Durst in diesen Urlaub. Pater Giorgio (frisch zum Priester geweiht!) öffnete uns die Tür seines Sommerhauses in Entracque. Um uns herum waren herrliche Berglandschaften, die uns immer wieder „an die Größe der Schöpfung erinnern“, wie einer von uns sagte.
Auf dem Programm stehen Wanderungen, Spiele, Lieder und natürlich Momente des Gebets. Das Buch „Der religiöse Sinn“ von Luigi Giussani, das wir seit September gemeinsam lesen, begleitet uns. Schon am ersten Tag sind wir durch einige Fragen stark herausgefordert: „Was will ich mit meiner Freizeit machen? Was sagen diese Entscheidungen über mich aus?“. Die Antwort auf diese Fragen fällt mir schwer, oder genauer gesagt, ich habe keine Ahnung, was ich mit meiner Freizeit machen will! Also beschließe ich, mich „ohne Kontrolle“ von den anderen mitreißen zu lassen, obwohl ich normalerweise gewohnt bin, alles unter Kontrolle zu haben. Ich möchte vier Momente hervorheben, die miteinander verbunden sind und die für mich in diesen Tagen entscheidend waren.
Da war der Ausflug in die Berge, wo wir die Messe auf einer Hochebene feierten. Die wilde Schönheit dieser Natur und die Gemeinschaft unserer Gruppe beeindruckten mich sehr und ließen mich die Gegenwart Christi noch mehr spüren. Zweitens: die Abende in Giorgios Garten; wir spielten, lachten und aßen zusammen. Diese einfache Momente erwiesen sich als einzigartig, da sie mir geholfen haben, meine Freunde tiefer kennenzulernen. Zweimal hatten wir die Möglichkeit, Zeit mit Giorgios Familie zu verbringen. Seine Eltern bereiteten für uns liebevoll das Mittagessen vor und erzählten uns ihre Berufungsgeschichte zur Ehe: „Auch eine Ehe, die im Glauben und im Gebet verwurzelt ist, braucht eine Gemeinschaft, konkrete Gesichter, die dem Paar helfen, sich an die Schönheit ihrer Berufung zu erinnern“, erzählte uns Giorgios Mutter. Beide betonten auch immer wieder die Bedeutung der Vergebung als „Selbsthingabe an den anderen und Anerkennung, dass der andere gut für dich ist“, so wie wir es in diesen Tagen auch untereinander erfahren haben. Am Samstag waren wir dann in Turin bei der ersten heiligen Messe von Don Luca, Giorgios Mitbruder: Viele Menschen aus ganz Italien und sogar Europa waren da, um diese beiden neuen Priester zu feiern. Die Freude war spürbar, und wieder einmal fühlte ich mich als Teil einer großen Gemeinschaft. Alle dort waren durch dasselbe vereint: die Sehnsucht nach dem Unendlichen, nach Hoffnung, nach unendlicher und bedingungsloser Liebe. Auch unser Freund Pablo aus Málaga erzählte: „Man merkt, dass diese Gemeinschaft wirklich von Gott geführt wird. Natürlich sind die Menschen bei weitem nicht perfekt, aber wenn sie mit Gott verbunden sind, ist es möglich, ein bestimmtes Bild der Nächstenliebe zu erreichen, und genau das habe ich bei CLU erlebt wie nie zuvor“.
„Ihr seid jetzt meine Familie“, sagte Giorgio am letzten Tag. In dem Moment wurde mir klar, wie wichtig die Beziehungen, die wir im vergangenen Jahr aufgebaut haben, sind. Wir bilden eine Familie unter dem wohlwollenden Blick Gottes und dieses neue Bewusstsein erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit.
Justine