"Auf den Spuren des Guten, das alles bewegt"
"Du musst kommen und von der Schönheit erzählen, die sich mitten im Schlamm abspielt". Ein Fotograf erzählt von der Einladung einer Freundin aus Cesena - und was er durch das Objektiv seiner Kamera geschehen sah.Ich bin ein Fotograf aus Rimini und habe in den letzten Tagen versucht, darüber zu berichten, was in Romagna nach der Überflutung passiert ist.
Anfangs war ich zögerlich. Ich habe mich schon immer über den 'Kummertourismus' geärgert und über diejenigen, die sich mit Kameras kopfüber dorthin stürzen, wo das Drama am offensichtlichsten ist. Und ich hatte ja meinen eigenen Keller zu leeren, meine persönlichen Dinge zu erledigen und in Ordnung zu bringen. Aber dann provozierte mich eine Freundin aus Cesena, Meri, die mich darum bat, in ihre Stadt zu fahren und zu erzählen, was dort Schönes mitten im Schlamm passierte. Sie erzählte mir, dass sich die Menschen in den Stunden gleich nach der Überflutung daran machten neu anzufangen. Und so ging ich hin.
Im Auto auf dem Weg nach Cesena fragte ich mich immer wieder, wie mir Meri nur sagen konnte, dass etwas Gutes in einer solchen Situation geschah. Ich war fast irritiert. Erst nach ein paar Fotoschüssen wurde mir klar, wie recht sie hatte. Es gab dort Menschen, die alles oder fast alles verloren hatten und trotzdem neu anfingen, oder besser gesagt, jeden Moment neu anfingen – mit den kleinen guten Dingen, die noch aus dem Dreck hervorstachen: materielle Sachen, Erinnerungen an ein ganzes Leben, oder einfach ein Blick, die ungeschuldete Umarmung unbekannter Freiwilliger, die zu Hilfe geeilt waren.
Also begann ich zu fotografieren und auf die Spur des Guten zu gehen, das alles bewegt, eines Guten, das auch dann noch siegt, wenn alles zusammenbricht oder entgleitet. In den Tagen darauf habe ich auch in anderen Städten fotografiert: Lugo, Sant'Agata sul Santerno... Immer vor Szenen, die mir den Atem raubten.
Als ich mich ein wenig mit den jungen Menschen unterhielt, die ich vor Ort kennenlernte, stellte sich heraus, dass keiner von ihnen aus Aktivismus oder Heldentum gekommen war. Sie sehnten sich nach einer Umarmung, nach einer Teilnahme an diesem Guten, das in den Straßen dieser Städte so offensichtlich geschah. Vor allem bemerkte ich die grundlegende Gewissheit, dass die bedingungslose Liebe, die sie gerade schenkten, auf sie zurückkommen würde, und zwar in noch größerem Maß.