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"Ein Weg, der mir hilft, frei zu sein"

Das Zeugnis einer Studentin bei den Exerzitien (Sankt Ottilien, 16.-18.12.22): Drei Tage Entdeckungen über Freiheit, Nachfolge, Verantwortung und Christus, der "auf mein Ja wartet".
Martina Cestaro

Am Wochenende vom 16.-18. Dezember 2022 trafen sich etwa 50 Studenten aus verschiedenen europäischen Ländern bei der Abtei Sankt Ottilien (Eresing, Deutschland), um die Exerzitien des CLU (Gemeinschaft und Befreiung Studenten) durchzuführen. Don Riccardo von der Bruderschaft des Hl. Karl Borromäus hatte dazu aufgerufen, über das Thema der Freiheit nachzudenken: „Durch die Beziehung zu Christus werden wir zu uns selbst, und die Entscheidung, Ihm nachzufolgen, macht uns frei“.

„Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich erwartete, wie sehr ich mich nach dir sehnte, da, im Mühsal der Mittagssonne, nach einem langen Weg, da, mitten in der Wüste…“

Mit diesem Lied von Don Anastasio begannen diese Einkehrtage und ich konnte mich nur umarmt fühlen. Ich bin vor ein paar Monaten nach Innsbruck für mein Masterstudium gezogen und die Einladung zu diesen Exerzitien zusammen mit den Gemeinschaften Österreichs und Deutschlands war für mich eine große Herausforderung: Ich kannte fast niemanden und ich fürchtete, die Inhalte nicht ganz zu verstehen, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Allerdings, seit ich nach Österreich gezogen war, steckte in jedem Tag die Herausforderung, etwas für mich an diesem Ort zu entdecken; ich sah also ein, dass ich nur verstehen würde, ob diese junge Menschen ein Geschenk für mich sein können, wenn ich mich ganz einbringe.

Ich komme sehr müde zu den Exerzitien nach drei Monaten von Prüfungen und Projekten, aber es reicht mir, anderen jungen Leuten zu begegnen, um den Blick wieder zu heben: Sie sind alle wie ich aus Studiengründen im Ausland, weit weg von zuhause und von ihren Freunden, müde aber glücklich. Ich frage mich, wie sie so glücklich sein können, und diese implizite Frage wird dank der Anregungen von Don Riccardo und der Erzählungen der anderen Studenten jeden Tag deutlicher.
Es werden Themen aufgegriffen wie: Wie kann man vor einer Entscheidung frei sein? Was bedeutet nachzufolgen? Don Riccardo nimmt sich all unserer Fragen an und provoziert uns: „Die Gemeinschaft ist unentbehrlich, um Christus zu entdecken und zu erkennen. Ihr braucht Freunde, die euch helfen, das Leben zu leben und auch die schwierigsten Entscheidungen anzugehen“.
Es wird die Episode der Samariterin betrachtet: „Was bedeutet, dass das Zurechtweisen Teil der Liebe ist? Ihr tragt eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die ihr liebt. Wir scheuen uns oft davor, andere zurechtzuweisen, weil wir fürchten, sie zu verletzen - weil wir Angst vor der Wahrheit haben. Aber in Christus sind Liebe und Wahrheit verbunden. Deswegen ist das Ziel, in der Wahrheit die Beziehung des anderen zu Christus mehr zu lieben als uns selbst“.

Die Versammlung am Sonntag Vormittag ist eine Gnade. Niemand geht die Fragen halbherzig an und es ist für alle klar, wie wertvoll diese Gemeinschaft ist, wie ein Junge erzählt: „Ich bin dankbar, weil ich in diesen Tagen klar eingesehen habe, dass ich oft nicht frei bin; und dies so deutlich wahrzunehmen, war ein großer Schritt für mich. Es war schön und wichtig zu erkennen, dass es einen Weg für mich gibt, dem ich folgen kann, der mir hilft, freier zu sein. Es ist eine Frage der Nachfolge: Vorher war mir nicht klar, wem ich folge, jetzt ist dieses Du konkreter geworden und ich bin gewiss, in dieser Beziehung bleiben zu wollen, die mich befreit“.

Don Riccardo verabschiedet uns, indem er uns daran erinnert, dass wir immer die „Mittel“ bekommen, die uns helfen, selbst wenn die Umstände nicht immer so günstig wie in diesen wertvollen Tagen sind. Deshalb können wir gewiss sein: Das, was geschehen ist, ist nicht nur eine Klammer inneheralb all der Dinge, die wir tun müssen, wie Maria erzählt: „Ich bin ohne klare Fragen zu den Exerzitien gekommen, aber das, was gesagt wurde, hat allmählich all meine Widerstände überwunden und mich wieder in eine Haltung der Suche und der Arbeit versetzt. Es hat mich sehr beeindruckt zu hören, dass Jesus auf unser Ja auf Ihn wartet, also etwas von mir will. Diese Botschaft hat mich beim Feiern von Weihnachten begleitet“.