Weihnachtsplakat 2022
Ein Detail des Bildes „Madonna dei Pellegrini“ von Caravaggio mit den Worten von Don Giussani und Papst FranziskusFür mich begann alles wie die Überraschung eines „schönen Tages“, als uns ein Lehrer im Gymnasium – ich war damals 15 Jahre alt – das erste Kapitel des Johannesevangeliums vorlas und erklärte. „Gottes Wort, das heißt das, worin alles Bestand hat, ist Fleisch geworden“, sagte er, „das heißt, die Schönheit ist Fleisch geworden, die Güte ist Fleisch geworden, die Gerechtigkeit ist Fleisch geworden, die Liebe, das Leben, die Wahrheit sind Fleisch geworden.“ Das ist alles. Denn mein Leben wurde, als ich noch sehr jung war, buchstäblich von all diesen Dingen überschwemmt: sei es, dass das Gedächtnis dieser Dinge mein Denken ständig durchdrang, sei es, dass sie mir Ansporn waren, die Banalität des Alltags neu zu bewerten. Der Augenblick hatte seither für mich seine Banalität verloren. Wenn so ein „schöner Tag“ anbricht und man plötzlich etwas Wunderbares sieht, dann kann man nicht anders, als dies seinem Freund nebenan mitzuteilen, man kann nicht umhin, laut auszurufen: „Schaut, da!“ Und das ist geschehen.
Luigi Giussani
Als 15-jähriger Jugendlicher wurde er von der Entdeckung des Geheimnisses Christi wie vom Blitz getroffen. Er hatte nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen erfasst, dass Christus das vereinigende Zentrum der ganzen Wirklichkeit ist, dass er die Antwort auf alle menschlichen Fragen ist, dass er die Erfüllung aller Sehnsucht nach Glück, nach dem Guten, nach Liebe und Ewigkeit ist, die im menschlichen Herzen wohnen. Das Staunen und die Faszination dieser ersten Begegnung mit Christus haben ihn nie verlassen. Wie Kardinal Ratzinger bei seiner Beerdigung sagte: „Don Giussani hat den Blick seines Lebens und seines Herzens immer fest auf Christus gerichtet. Er hat so verstanden, dass das Christentum kein intellektuelles System, kein Bündel von Dogmen, kein Moralismus, sondern eine Begegnung ist, eine Liebesgeschichte: Es ist ein Ereignis.“ Hier liegt die Wurzel seines Charismas. Don Giussani hat die Herzen angezogen, überzeugt und bekehrt, weil er das weitergegeben hat, was er nach seiner grundlegenden Erfahrung in sich trug: die Leidenschaft für den Menschen und die Leidenschaft für Christus als die Erfüllung des Menschen.
Papst Franziskus